HELP-Blog-Kategorie_Chronischer-Schmerz
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Chronischer Schmerz: Die Bedeutung der Neuroplastizität 

Viele Menschen mit chronischen Schmerzen haben schon vieles ausprobiert: Medikamente, Physiotherapie, Infiltrationen, Operationen. Oft ohne nachhaltigen Erfolg. Und irgendwann kommt der Gedanke: „Dann bleibt das wohl so.“ 

Doch das ist nicht die ganze Wahrheit. 
Schmerz ist nicht nur ein Symptom – er ist auch ein Ergebnis von Lernprozessen im Gehirn. Genau deshalb kann er sich auch wieder verändern. Diese Fähigkeit zur Veränderung nennt man Neuroplastizität – und sie ist ein Schlüssel in der modernen Schmerztherapie. 

 

Was ist Neuroplastizität? 

Neuroplastizität bedeutet: Das Gehirn ist formbar. Es kann neue Verbindungen bilden, alte Pfade verändern und sich an Erfahrungen anpassen – ein Leben lang. 

Diese Plastizität kann in beide Richtungen wirken: 

  • Negative Plastizität: Wenn Schmerz länger besteht, kann das Gehirn Schmerzbahnen verstärken. Reize werden schneller als bedrohlich interpretiert, Schmerz wird „gewohnt“. 
  • Positive Plastizität: Genauso kann das Gehirn lernen, Schmerz anders zu bewerten – und Signale neu einzuordnen. Angst kann sich lösen, das Alarmsystem beruhigen, Schmerz sich verringern. 

 

Wie chronischer Schmerz das Gehirn verändert 

Langanhaltender Schmerz hinterlässt Spuren: 

  • Hirnareale wie Amygdala (Angst), Insula (Körpergefühl) und das Salienznetzwerk sind überaktiv. 
  • Der präfrontale Kortex, zuständig für rationale Bewertung, ist im Schmerzkontext oft gehemmt. 
  • Emotionale und motorische Systeme verknüpfen sich mit Schmerz – Bewegung wird mit Gefahr verbunden. 

 

Der Schmerzforscher Tor Wager, Mitautor der Boulder-Studie und international führender Experte für schmerzbezogene Gehirnaktivität, beschreibt es so: 

 
„Chronic pain induces changes in affective and motivational circuits that don’t respond to noxious input […]. What works may differ for each person – but a common principle is changing the systems in the brain that maintain the belief that the body is under threat.“ 

Wenn Schmerz chronisch wird, verändert sich also die Art, wie das Gehirn auf eingehende Signale reagiert. Das Gute daran: Diese Muster sind nicht fix – sondern formbar. 

 

Was die Forschung zeigt 

Die Boulder-Studie (Ashar et al., 2022) untersuchte Pain Reprocessing Therapy bei chronischem Rückenschmerz: 

  • 66 % der Teilnehmenden waren nach 4 Wochen schmerzfrei, verglichen mit 20 % in der Kontrollgruppe. 
  • fMRT-Untersuchungen zeigten zeigten messbare Veränderungen: Nach der Therapie waren die Hirnregionen, die Schmerzsignale verstärken, weniger aktiv. Gleichzeitig waren die Bereiche aktiver, die für Sicherheit und eine neue, beruhigende Bewertung von Körpersignalen zuständig sind (z. B. der ventromediale präfrontale Kortex). 

 
„Successful treatment shifted the pattern of brain activity away from pain representation and toward reappraisal and regulation circuits.“ 

Das heißt: Das Gehirn lernt, Schmerz anders zu bewerten – und schaltet die Intensität runter. 

 

Wie HELP Neuroplastizität nutzt 

HELP wurde entwickelt, um positive Neuroplastizität gezielt zu fördern: 

  • Du lernst, was in Deinem Nervensystem passiert – und wie Du darauf Einfluss nehmen kannst. 
  • Du wirst angeleitet, neue Erfahrungen zu machen – mit Dir, Deinem Körper und Deinen Gedanken. 
  • Du nutzt Techniken wie Somatic Tracking, Reattribution, Affirmationen und Emotionsarbeit – systematisch, alltagstauglich und wissenschaftlich fundiert. 

 

In 24 Modulen begleitet Dich HELP Schritt für Schritt beim Verlernen noziplastischer Schmerzen und beim Aufbau neuer, sicherer Bahnen im Nervensystem. 

 

Fazit 

Chronischer Schmerz ist nicht „eingebildet“. Dein Gehirn kann sich verändern, denn es ist neuroplastisch. 
Damit ist auch Dein Schmerz veränderbar – durch Verstehen, Vertrauen und Wiederholung. 

In HELP findest Du evidenzbasierte Strategien, um die positiven Seiten der Neuroplastizität zu aktivieren und Deinen Weg aus dem Schmerz zu gehen – in Deinem Tempo, begleitet von Wissenschaft und Praxis. 

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Literatur

  • Wager, T. (2022). Managing Pain. Cerebrum. April 2022. 
  • Ashar YK, et al. (2022). Effect of Pain Reprocessing Therapy vs Placebo and Usual Care for Patients With Chronic Back Pain. JAMA Psychiatry, 79(1): 13–23. 
  • Lumley MA & Schubiner H (2019). Emotional Awareness and Expression Therapy for Chronic Pain. Curr Rheumatol Rep, 21(7):30. 
  • Vachon-Presseau E, et al. (2016). Brain and psychological determinants of placebo pill response in chronic pain patients. Nat Commun, 7:12766. 
  • Moseley GL, Butler DS (2015). Fifteen Years of Explaining Pain. J Pain, 16(9):807–813. 
Dr. Antje Kallweit

Gründerin und CEO von HELP, Fachärztin für Anästhesiologie, Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie

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